Und bläulich der Schatten… Die Malerei des Xylografen Haas-Triverio (1889-1963)

Am 9. 7. 1963 verstarb der bis über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sachsler Künstler Haas- Triverio. Anlässlich seines 50. Todestages hat die Stiftung Haas-Triverio, die von seiner Tochter Corinna ins Leben gerufen wurde, zwei Ausstellungen und eine Publikation in Angriff genommen.

Als Josef Haas am 27. Januar 1889 in Obwalden geboren und aufgewachsen, absolvierte der junge Mann in Luzern eine Lehre als Flachmaler, dies auf Geheiss seines Vaters, der einer künstlerischen Ausbildung nicht zustimmen wollte. Im Anschluss an die Flachmaler-Lehre und den darauf folgenden Wanderjahren als Geselle zog er 1911 nach Rom. Als „decoratore“ leitete er eine Gruppe von Malern im luxuriösen Grand Hotel Excelsior. Wenn immer möglich, besuchte er in der Freizeit Museen, Galerien und Bibliotheken oder streifte durch die weite Landschaft. Italien wurde zur zweiten Heimat, die sein künstlerisches Schaffen stark prägen sollte.

„… ich bezog eine Wohnung an der Peripherie der Stadt, dort, wo die Wäsche zum Trocknen über die Strasse hing und schmutzige Kinder auf der Piazza spielten“.

(Aus den Aufzeichnungen des Künstlers).

Bekannt geworden ist der Künstler als Giuseppe Haas-Triverio. Den Künstlernamen hat er nach der Heirat mit Secondina Triverio angenommen, die aus Biella im Piemont stammte.

1923 entschied er sich, die gesicherte Existenz aufzugeben und wurde freischaffender Künstler. Auf seinen Reisen lernte er viele Länder Europas kennen, später ging er zu Studienzwecken nach Nordafrika. Von 1922 – 1935 unternahm er mit seinem Künstlerkollegen M.C. Escher jedes Frühjahr mehrwöchige Reisen, sowohl innerhalb Italiens als auch nach Korsika oder Malta. Ab 1918 hat Haas-Triverio an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen. Rom, Florenz, Biennale in Venedig, Paris, Budapest, München, New York, Los Angeles, um nur einige zu nennen. Der Faschismus in Italien und die schlechte wirtschaftliche Lage zwangen ihn 1941 an den Sarnersee zurückzukehren.

Haas-Triverios Werk umfasst vor allem Landschaften und menschliche Behausungen. Ebenfalls eindrücklich widerspiegeln die Blumenbilder und Hochgebirgsdarstellungen seine tiefe Beziehung zur Natur. Nationale und internationale Anerkennung erhielt der Künstler vor allem für die Holzschnittarbeiten.

Die Ausstellung im Tal Museum Engelberg

Die Ausstellung in Engelberg widmet sich der Malerei des Künstlers. Haas-Triverio bezeichnete sich selber als Landschafter; so sind denn auch im Tal Museum Engelberg vor allem Bilder mit Landschaftssujets aus der Umgebung aber auch von seinen Reisen durch die Welt wiederzuentdecken. Meisterhaft sind seine Berge, in denen man seine Liebe zur Alpenwelt nachvollziehen kann. Umso schöner, diese Bilder in Engelberg, inmitten einer Bergkulisse, zeigen zu können.

„Skizzen“ nannte er die festgehaltenen Eindrücke auf seinen Reisen durch Marokko, England, Italien, Portugal, sorgfältig gearbeitet, mit treffendem Kolorit der Gegend, veranschaulichen diese, was wir heute von Fotos, Filmen oder selbst erlebten Reisen kennen: Staubig heisse Ockertöne des Orient, kühles England, sonnendurchflutetes  Italien…

Zu Lebzeiten des Künstlers werden diese gemalten Eindrücke interessante Zeugnisse einer noch zu weiten Teilen unbekannten Welt gewesen sein.

Als Auftragsarbeiten malte Haas-Triverio ebenfalls Häuser und Gebäude in Obwalden. Diese geben sehr genau wieder, wie es noch vor nicht so langer Zeit hier ausgesehen hat, aufschlussreiche Abbilder früherer Wohnverhältnisse. Die Stimmung und das Geheimnis, das noch heute alte Häuser umgibt, der Schattenwurf, möglicherweise vor einem Sommergewitter gemalt, wurden treffend und gekonnt festgehalten.

Überhaupt scheint er ein Meister der Schatten und so auch des Lichtes gewesen zu sein. Dies dürfte mit ein Grund sein, dass seine Holschnitte hohe  Anerkennung gefunden haben. In dieser Technik, die sich aufbaut aus Farbe und nicht Farbe, hell und dunkel, ist das Licht ein wichtiger Gestaltungsfaktor. Sehr genau muss abgewogen werden, wo das Messer Helligkeit schaffen soll, wo im Gegensatz Fläche für den Farbauftrag erhalten werden muss.

Diese Auseinandersetzung mit dem Licht ist auch in vielen Ölbildern zu spüren.

Dabei ist Haas-Triverios Malerei keiner Stilrichtung zuzuordnen. Frei drückte er sich einmal eher impressionistisch, dann wieder sehr klar in Strich und Sujet aus. Der Farbauftrag kann locker sein, dann wieder erscheinen die Flächen einzeln eingerahmt.

Die besten Werke, das spürt man sofort, sind diejenigen, die etwas malerisch festhalten, was er besonders liebte: Seine Tochter und die Familie, die Berge, seine direkte Wohnumgebung, den See, bestimmte Ausblicke und Landschaften Obwaldens. Und dennoch kommt auch das „Weltmännische“ zum Vorschein, „das Andere“ scheint ihn interessiert und beeindruckt zu haben. Er war nicht nur ein Landschafter, er war auch ein Weltreisender, ein offener und weltoffener Mensch.

Die zwei Weltkriege, die den Lebensweg des Künstlers stark mitbestimmten, führten ihn zwangsläufig in die Heimat zurück. Er arbeitete nach 1945 in Sachseln, wo er mit seiner Frau und seiner Tochter ein Haus am See bewohnte, dies war bis vor wenigen Jahren auch der Aufbewahrungsort seiner Werke.

Nebst der Ausstellung Im Tal Museum in Engelberg mit dem Schwerpunkt Malerei (25. Mai bis 25. August), hat man die Möglichkeit, die Holzschnittarbeiten im Historischen Museum Sarnen, vom 17. August bis 30. November 2013 als Vergleich zu besichtigen.