Pater Karl Stadler (1921-2012): DIE SCHÖNHEIT DES EINFACHEN
Pater Karl Stadler wurde am 7. März 1921 geboren und wuchs auf dem Rorschacherberg am Bodensee auf. 1934 kam er in das Gymnasium der Klosterschule Engelberg und trat dann 1942 in den Konvent der Benediktiner ein. Er besuchte nach dem Theologiestudium die Kunstgewerbeschule in Basel und übernahm seit 1951 am Gymnasium in Engelberg den Zeichenunterricht.
Pater Karl Stadler ist als Künstler sakraler Arbeiten einem breiteren Publikum ein Begriff. Die Spuren seines Wirkens finden sich in der ganzen Schweiz. In der Region sind beispielsweise die Kassettendecke in der Schwandkapelle in Engelberg (1951), die Glasmalereien der Klosterkirche der Benediktinerinnen in Niederrickenbach (1961) und in der Kapelle zum Hl. Kreuz in Grafenort (1971) oder die Hauskapelle des Alters- und Pflegeheims in Engelberg (Glasmalerei, Tabernakel und Kruzifix) von ihm ausgeführt worden. Pater Karl war ein vielseitiger Gestalter: Seine Arbeiten umfassen Aquarelle, Zeichnungen, Holz- und Linolschnitte, Lithografien, Plastiken, Glasmalereien, Wandmalereien und Fotografien.
Die Ausstellung
Die Fotokamera war Pater Karls ständiger Begleiter auf Reisen und Wanderungen. Die Kamera diente ihm vielfach dazu, erste Eindrücke für spätere Arbeiten festzuhalten. Durch sie entstand aber auch eine Vielzahl an künstlerischen Fotografien von hoher Ästhetik. So schreibt sein Mitbruder und Künstlerkollege Pater Eugen Bollin über Pater Karls Fotografien: „Schaut man sich die vielen Fotobände an mit Bildern von Engelberg und aus dem Mittelmeerraum - Karl war ein ausgezeichneter Fotograf - , so überwiegt darin eine positiv schöne Ästhetik, die negative Aspekte vermeidet. (…) Karl suchte das Schöne, in gewissem Sinne das Heile“. Bei der Durchsicht von Pater Karls Arbeiten war schnell klar, dass es sich lohnt, diese noch etwas unbekannte Seite von Pater Karls Schaffen – die Fotografien wurden bisher noch nie ausgestellt – sichtbar zu machen und zu würdigen.
Pater Karl wanderte viel im Engelberger Tal und hielt mit der Kamera die aufgetürmte Bergwelt in ihrer Plastik, mit ihren Abgründen und ihrem kühnen Faltenwurf fest. Starke Licht- und Schattenkontraste dominieren die Arbeiten. Aber nicht nur für das Grosse und Mächtige hatte er ein Auge, genauso oft suchte er das unscheinbare Detail. Vom Wasser ausgewaschene Gesteinsformationen, schmelzendes Eis in einem Bergsee, Gräser, Steine.
Pater Karl selbst sagte zu seinen fotografischen Arbeiten: „Das Zusammenspiel von Landschaft, Architektur und Mensch ist für mich das eigentlich Anziehende“. Diese drei Aspekte begegnen den Betrachtern wenn Pater Karl seine Mitbrüder im Kloster fotografiert, wenn er die Bauernkinder, die er während seiner ausgedehnten Wanderungen auf den Alpen antraf, ablichtet, oder wenn er die Studenten im Kollegium ins Blickfeld rückt: während des Zeichenunterrichts, in der Freizeit. Und manchmal blitzt dann ein wenig Schalk in den Bildern auf….
Der fotografische Nachlass
Im Sommer 2013 hat Leah Pires, die Grossnichte von Pater Karl Stadler zusammen mit Pater Eugen Bollin, der den Nachlass von Pater Karl betreut, das Archiv von Pater Karl gesichtet und ein Inventar des Nachlasses erstellt. Der fotografische Nachlass Pater Karls besteht unter anderem aus 71 Fotoalben mit Abzügen und Negativen, dazu separate Negativordner. Viele Fotografien sind Dokumente von Pater Karls vielen Reisen nach Italien, Griechenland, Spanien, Portugal, dem Tessin, dem Bergell. Andere wiederum sind geordnet nach Motiven, die er in der näheren Umgebung entdeckt: „Blumen“, „Wasser“, „Steine“, „Dorf“, „Tal“ etc. Und nach Themen, die sein unmittelbares Umfeld betreffen: „Mitbrüder“, „Kollegibau“.
Diese Ausstellung fokussiert drei Teilaspekte seines fotografischen Schaffens: Die Landschafts- und Naturaufnahmen, die Aufnahmen von Menschen, die in dieser Natur arbeiten und leben, und das unmittelbare Lebensumfeld des Künstlers: stimmungsvolle Porträts seiner Mitbrüder und Aufnahmen der Kollegischüler.